Über die heiligen Ikonen

Wie versteht die orthodoxe Kirche die heiligen Ikonen?

 

Die Ikonen der orthodoxen Kirche spielen eine ganz andere Rolle als das Heiligenbild in der römisch-katholischen Kirche oder die Altarbilder und religiösen Kunstwerke in der evangelischen Kirche.

 

Die hl. Ikonen sind ein wesentlicher Bestandteil orthodoxer Frömmigkeit, denn die Ikonen sind im eigentlichen Sinn keine Kunstwerke, sondern bildhafte Verkündigung des Glaubens und Vergegenwärtigung des göttlichen Heils. Als Schlussstein der Christologie, wurde auf dem Heiligen Siebten Ökumenischen Konzil auch das rechtgläubige Verständnis der hl. Ikonen feierlich verkündet.

 

Die orthodoxen Ikonen müssen von den religiösen Kunstwerken der westlichen Konfessionen klar unterschieden werden.  Nach dem westlichem Bilderverständnis entwirft der Maler zuerst eine jeweils ganz eigene Bildvorstellung, um sie dann in der Ausführung seines Kunstwerkes umzusetzen. Auch die großen religiösen Kunstwerke des Westens sind immer eine Brechung durch das Prisma der künstlerisch-individuelle Persönlichkeit sowie ganz individualistischer Ausdruck für die jeweiligen religiösen und künstlerischen Auffassungen des einzelnen Kunstschaffenden.

 

Die orthodoxe Ikone ist dagegen vielmehr wie eine lichtempfindliche Platte zu verstehen. Auf ihr findet dann statt, was der hl. Prophet David im Psalm sagt: „In Deinem Licht schauen wir das Licht“. Durch die hl. Ikonen wird für Augen des Gläubigen ein Abglanz der himmlischen Wirklichkeit eingefangen.

 

Was wir in der hl. Ikone geistlich schauen, ist deshalb gleichsam wie „von hinter her“ erleuchtet. Es ist eine geistliche Schau himmlischer Wirklichkeit auf der Stufe unseres begrenzten menschlichen Wahrnehmungsvermögens. Das Bild der hl. Ikone hat die Funktion, die Abschattung des Göttlichen Lichtes mit Hilfe von Farbe und Pinsel für das irdische Auge sichtbar zu machen.

 

Nach der orthodoxen Ikonentheologie spiegelt sich in der hl. Ikone die Inkarnation des Logos, also Christus in Seiner menschlichen Natur. Weil, bis auf das Wunder der Verwandlung (metamorphosis) auf dem Berg Tabor, Christi Gottheit hinter Seiner menschlichen Natur verborgen war, wird in der Ikone das Ewige im Zeitlichen für den Menschen anschaubar. Deshalb versteht die orthodoxe Kirche die hl. Ikonen als Fenster zur Ewigkeit.

 

Obwohl der eigentliche Ort der orthodoxen Ikonen die Kirche ist, gehören die hl. Ikonen auch zum Alltag und zum Haus eines jeden frommen orthodoxen Christen.

Jedes orthodoxe Haus hat seine Ikonenecke, „Schöne Ecke“ (russisch: красный уголок) genannt. Überschreitet ein Gast die Schwelle des Hauses, wendet er sich zuerst den hl. Ikonen zu und bekreuzigte sich. Erst dann begrüßte er die Gastgeber. Das dazugehörige russisches Sprichwort lautet: „Без Бога ни до порога“ (Ohne Gott nicht bis zur Türschwelle). Das bedeutet, dass man zuerst Gott und dann dem Hausherrn die geziemende Aufmerksamkeit erweisen soll.

 

An Festtagen gibt es im orthodoxen Haus keinen schmuckvolleren als die „rote Ecke“. Sie wird mit frischen Blumen geschmückt. Vor den hl. Ikonen brennt ein Ewiglicht (Lampada), deren Gläser dann mit der liturgischen Farbe des Festes korrespondieren. Auffällig sind auch die Schucktücher die über die Ränder der hl. Ikonen gelegt sind. Die Schucktücher, Ruschnyki genannt. Die Schmucktücher haben in der Ukraine und in Russland eine besondere Bedeutung:  Die russische orthodoxe Tradition, die Ikonen mit solchen Schmuckhandtüchern zu umlegen, geht auf ein Wunder des Herrn Jesus Christus zurück. Der König Abgar V. von Edessa in Syrien, der an Aussatz litt, schicke seine Diener zu Christus mit der Bitte, ihn zu heilen. Christus bat daraufhin um einen Krug Wasser und ein Tuch. Er wusch sich Hände und Gesicht und drückte Sein Antlitz in das Tuch. Daraufhin prägte sich das Abbild des Erlösers auf dem Tuch ein. Die Diener des Königs brachten daraufhin das Tuch zu Abgar und dieser wurde sofort geheilt, als er das hl. Mandylion (Vera Ikon), wie diese nicht von Menschenhand gemachte Ikone genannt wurde, berührte. Das Tuch, mit dem die orthodoxen Gläubigen ihre Ikonen bedecken, wird „Ruschnik“ oder „Boschniza“ genannt. Es ist ein langes, schmales Handtuch, das nur an den Enden bestickt ist. An Wochentagen werden die Ikonen mit einem Alltagstuch bedeckt, an Feiertagen mit einem kunstvolleren Festtagstuch

 

Hieran wird deutlich, welchen wichtigen Platz die hl. Ikonen im alltäglichen Leben der orthodoxen Gläubigen besitzen. Der Täufling erhält bei seiner Taufe eine Ikone seines Namensheiligen. Auch bei der Hochzeit segnet der Vater der Braut das junge Paar mit einer Ikone, die diesem hinterher geschenkt wird. Beim orthodoxen Begräbnis wird dem Verstorbenen eine Ikone vorangetragen etc.etc..

 

Das Wort „Ikone“ ist griechischen Ursprungs und bedeutet „Bild“ oder „Abbild“. Die hl. Ikonen werden unter Gebet und Fasten geschrieben und dann in der Kirche geweiht. Durch diese Weihe kommt die Gnade des Heiligen Geistes auf sie herab, deshalb sprechen die orthodoxen Christen von der „heiligen Ikone“.

 

Die Ikone ist für den orthodoxen Gläubigen ein sichtbares Bindeglied zwischen der irdischen und der himmlischen Kirche. Sie ist mit einem Fenster zu vergleichen, das uns den Blick frei macht für die Anwesenheit Gottes und Seiner Heiligen in unserem Leben.

 

So sagt Vater Pawel Florenskij, ein russischer Priester, Neomärtyrer und Religionsphilosoph über die Bedeutung der Ikonen der allheiligen Gottesgebärerin: „… Wie durch ein Fenster sehe ich die Gottesmutter Selbst, zu ihr selbst bete ich, von Angesicht zu Angesicht, und keineswegs zu ihrer Abbildung …Es gibt ein Brett mit Farben und es gibt die Mutter des Herrn Selbst. Ein Fenster ist ein Fenster, und das Brett der Ikone ist Brett, Farben, Firnis. Aber jenseits des Fensters ist die Gottesmutter Selbst zu schauen; jenseits des Fensters erblicke ich die Vision der allreinen Jungfrau“ (so Vater Pawel Florenskij in seinem Buche: Ikonostase).

 

Die Ikone ist also nicht einfach nur ein Bild, sondern Abbild (russisch: Obras) der geistlichen Realität, die auf ihr abgebildet ist.

 

Der orthodoxe Kirchenraum mit seinen hl. Ikonen ist für die orthodoxen Christen ein von der Gegenwart der himmlischen Welt erfüllter Raum, der sich dem geistigen Schauen der Gläubigen erschließen will. So ist auch die Ikonostase keine Trennwand, sondern vielmehr eine bildhafte Offenbarung.

 

„Die hl. Ikonen schlagen Fenster in die Wand unserer Diesseitsfixierung und durch ihre Scheiben schauen wir dann - zumindest können wir es schauen - was hinter ihnen vorgeht: wir sehen die lebendigen Zeugen Gottes“ (so Vater Pawel Florenskij in seinen oben bereits angegebenen Buch).

 

Wenn ein orthodoxer Christ vor einer Ikone betet, so ist es wichtig, zu verstehen, dass die Ikone selbst nicht Gott ist, sondern nur das Abbild Gottes oder eines Seiner Heiligen. Auch die Heiligen wiederum sind ebenfalls nur das Abbild des lebendigen Gottes, also sichtbare Zeugen Seiner Gnade.

 

Deshalb beten wir orthodoxe Christen auch nicht „zur Ikone“, sondern zu demjenigen, der auf ihr darstellt ist. Den Worten der hl. Väter gemäß geht „die Ehre, die wir dem Abbild darbringen auf das Urbild selbst über“.

 

Unser Herr und Erlöser Jesus Christus sagt in Seinen hl. Evangelium: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen" (Joh 14:9). Und bei hl. Apostel Paulus heißt es in Bezug auf Christus: „Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig" (Kol 2:9).  Deshalb können wir ehrfürchtig sagen: „Im Anschauen Deines Bildes, o Christus, werden wir verwandelt in Dein Bild“.

 

Priester Thomas Zmija

 

Tropar im 1. Ton: „Vor Deinem reinen Bilde sinken, o Guter, wir nieder und erflehen unserer Fehler Vergebung, Christus, o Gott. Denn freiwillig hast Du beschlossen, das Kreuz zu besteigen, zu erretten, die Du gebildet, aus der Knechtschaft des Feinds. Drum rufen wir dankbar Dir zu: Du hast er

füllt mit Wonne das All, unser Heiland, da Du erschienst, zu erretten die Welt“.

 

Die Verehrung der heiligen Ikonen -Handout zur Gemeindekatechese

 

 

Am ersten Sonntag in der Großen Fastenzeit feiert die Orthodoxe Kirche den „Triumph der Orthodoxie“. Durch den Sieg der Ikonenverehrung ist gleichzeitig die rechtgläubige Glaubenslehre zu ihrem krönenden Abschluss gekommen. Als Schlussstein der Christologie, wurde auf dem Siebten Ökumenischen Konzil auch das rechtgläubige Verständnis der hl. Ikonen feierlich verkündet.

 

 

Wie sind die hl. Ikonen gemäß dem orthodoxen Glauben zu verstehen?

 

 

Die orthodoxe Ikone ist wie eine lichtempfindliche Platte zu verstehen. Auf ihr findet dann statt, was der hl.  Prophet David im Psalm sagt: „In Deinem Licht schauen wir das Licht“. Durch die hl. Ikonen wird also ein Schimmer von der himmlischen Wirklichkeit eingefangen.

 

 

Was wir in der hl. Ikone geistlich schauen, ist also gleichsam wie „von hinter her“ erleuchtet. Es ist ein unmittelbares geistliches Schauen der himmlischen Wirklichkeit auf der Stufe des menschlichen Wahrnehmungsvermögens. Das Bild der hl. Ikone hat die Funktion, die Abschattung des Göttlichen Lichtes mit Hilfe von Farbe und Pinsel dem irdischen Auge sichtbar zu machen. Im Verständnis der orthodoxen Ikonentheologie spiegelt sich in der hl. Ikone die Inkarnation des Logos, also Christus in Seiner menschlichen Natur.

 

 

Wie bis auf das Wunder der Verwandlung (Verklärung) auf dem Berg Tabor Christi Gottheit hinter Seiner menschlichen Natur verborgen war, so wird auch in der hl. Ikone das Ewige im Zeitlichen für den Menschen anschaubar und erfahrbar gemacht. Deshalb versteht die orthodoxe Kirche die hl. Ikonen als Fenster zur Ewigkeit. In den hl. Ikonen vergegenwärtigt sich durch das Sichtbarwerden des „Urbildes“ (Christus) im „Abbild“ (Seiner Ikone) das Heilsgeschehen. Die irdische Liturgie versteht sich als Abbild des Himmels. Somit sind auch unsere hl. Ikonen, die uns bei der Liturgiefeier umgeben, „Gebete im Bild“ und „bildhaftes Offenbarungsgeschehen“ vor unseren Augen.

 

 

Obwohl der eigentliche liturgische Ort der orthodoxen Ikonen die Kirche ist, gehören die hl. Ikonen auch zum Alltag und zum Haus eines jeden frommen orthodoxen Christen. Jedes orthodoxe Haus hat seine Ikonenecke (Schöne Ecke, russisch: krasnaja ugol) Die hl. Ikonen in der „Schönen Ecke“ grüßt auch der eintretende Gast zuerst, ehe er sich seinem Gastgeber zuwendet. Der Täufling erhält bei seiner Taufe eine Ikone seines Namensheiligen. Auch bei der Hochzeit segnet der Vater der Braut das junge Paar mit einer Ikone, die diesem hinterher geschenkt wird. Beim orthodoxen Begräbnis wird dem Verstorbenen eine Ikone vorangetragen.

 

 

Das Wort „Ikone“ ist griechischen Ursprungs und bedeutet „Bild“ oder „Abbild“. Die hl. Ikonen werden unter Gebet und Fasten geschrieben und dann in der Kirche geweiht. Durch diese Weihe kommt die Gnade des Heiligen Geistes auf sie herab, deshalb sprechen die orthodoxen Christen von der „heiligen Ikone“.

 

 

Die Ikone ist für den orthodoxen Gläubigen ein Bindeglied zwischen der irdischen und der himmlischen Kirche. Sie ist mit einem Fenster zu vergleichen, das uns den Blick frei macht für die Anwesenheit Gottes und Seiner Heiligen in unserem Leben.

 

Bei der Verehrung der hl. Ikonen ist zwischen der Anbetung (griechisch: λατρεία, lateinisch: adoratio), die allein Gott zukommt und der Verehrung (giechisch: δουλεία, lateinisch: veneratio), die der allheiligen Gottesgebärerin den hl. Engeln und den Heiligen zukommt zu unterscheiden. Auch die hl. Ikonen (und die hl. Reliquien) werden nicht angebetet, sondern verehrt als „Fenster zum Himmel“, durch die Gott in unserer Mitte anwesend ist.

 

 

Die orthodoxen Christen werfen sich auch vor dem hl. Kreuz nieder, wenn sie damit Christus und Seine Leiden kniefällig verehren wollen. Bereits durch Num. 21: 8–9 in Verbindung mit Joh. 3: 14–15 wird uns diese Niederwerfung vor dem hl. Kreuz und auch vor den hl. Ikonen nahegelegt). Auch die alttestamentliche Bundeslade war ein Ikone für die Gegenwart Gottes. Die Frommen in Israel warfen sich vor der Bundeslade zu Boden, nicht um das Holz, sondern um vielmehr Gott zu verehren (vgl.: Jos. 7: 6).

 

 

Das alttestamentliche Verbot, Bilder Gottes anzufertigen, wird in Deut. 4: 15–18 damit begründet, dass Gott sich am Gottesberg Horeb dem Volk Israel nicht in einer Gestalt offenbart hat. (vgl.: Deut. 4: 15).

 

 

Vor der Geburt unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus wollte Gott nicht sichtbar in der Welt erscheinen, um den Menschen Seine Erhabenheit kundzutun. Aber indem der Göttliche Logos, der Eingeborene Sohn des himmlischen Vaters, aus der Allheiligen Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria und dem Heiligen Geist Fleisch angenommen hat und ein Mensch geworden ist, wurde der unsichtbare Gott in Seinem Christus anschaubar. Christus sagt zum hl. Apostel Philippus: „Schon so lange bin ich bei euch und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“ (Joh. 14,9).

 

 

Gott hat im Herabkommen (griechisch: Kenosis) Seines Eingeborenen Sohnes, in der Menschwerdung Christi seine „Zurückhaltung aufgegeben“ Gott ist uns in Christus sichtbar „erschienen“ in Seiner Güte und Menschenliebe (vgl.: Tit. 3,4). Gott selbst hat im Herrn Jesus Christus Fleisch angenommen und uns sich im Menschenantlitz gezeigt. Christus der menschgewordene Gottesssohn hat uns das Bild des unsichtbaren Gottes gezeigt (vgl.: Kol. 1:15; 2. Kor. 4: 4; Hebr. 1: 3), will im Herrn Jesus Christus „die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig wohnt“ (Kol. 2: 9) und somit in Seinem Angesicht die „Herrlichkeit Gottes“ aufstrahlt (2 Kor 4,6) und wer den Herrn Jesus Christus sieht, sieht den Vater (Joh. 14: 9; 12: 45).

 

 

Die Ikonen der Heiligen sind im Grundsatz alle Christusbilder. Es gibt eigentlich keine Ikonen der Allheiligen Gottesgebärerin ohne das Christuskind. Die Heiligen sind heilig, weil sie zu Christusträgern geworden sind. Sie sind nicht heilig aus ihrer eigenen menschlichen Natur, sondern weil sie in Liebe dem Herrn Jesus Christus so nahegekommen sind, dass sie lebendige Abbilder und wahre Zeugen des Heilandes geworden sind.

 

 

Priester Thomas Zmija